Beschreibung
David Krause
Die Umschreibung des Flusses
Gedichte
80 S., Hardcover, 17,80 Euro
ISBN 978-3-940691-78-1
poetenladen Verlag, Herbst 2016
Die Umschreibung des Flusses
Mit dem Band Die Umschreibung des Flusses legt der junge Kölner Autor und Leonce-und-Lena-Preisträger David Krause sein Debüt vor.
Die an Brinkmann geschulten Gedichte leben von ihrer narrativen Stringenz und spannen Bogen von poetischer Kraft. In ihnen verbinden sich Erzähltes, Erlebtes und Erinnertes, und mit dem Strom des Erinnernten öffnen sich Räume voll Materialität und eindringlicher Bilder. Eine Wiedergeburt des Empfindens scheint sich anzubahnen, eine Beiläufigkeit des Sprechens, das vom Prosagedicht inspiriert ist und vom Ton der Beat-Generation und der Neuen Subjektivität.
»Seine Gedichte erscheinen als verheißungsvoller Auftakt eines literarischen Werkes.« Jurybegründung Leonce-und-Lena-Wettbewerb
Die FAZ zum Band Die Umschreibung des Flusses
FAZ, November 2016
Wolken
Es gibt keinen Fluss
neben diesem Haus und in dem Haus
kein Kinderbett, überzogen mit Wolken,
wo der Sohn die Augen schließt
und die Arme ausstreckt bis weit
über den Rand. Es gibt
keinen Schuppen im Garten,
wo der Vater mit dem Messer
zärtlich die Soldaten schnitzt,
und wenn die Wolken donnern,
stellt er sein Heer auf und träumt. Es gibt
kein Wohnzimmer, wo die Mutter
den Schal strickt, groß genug
für alle zusammen, und es ticken
die Nadeln, die Uhren, die Zähne, während
die Fäden zu Mustern verwachsen:
Wolken und Wolken und Wolken. Es gibt
keine Fenster und Türen und Wände.
Das Gras und den Wind und Wellen in Pfützen
gibt es jetzt. Es gibt
die fliehenden Wolken.
Es gibt mich,
den Schal um den Hals,
einen Soldaten in der Hand,
nicht mehr
den Fluss, nur sein Bett, es gibt
mir einen Ort, es gibt
mir einen Ort.
Aus: Die Umschreibung des Flusses (poetenladen 2016)